Liebe Freundinnen und Freunde der Alexander-Technik,

in den letzten Wochen hat sich für uns alle sehr viel geändert. Auch unseren Unterrichtsräume sind derzeit geschlossen. Hat die Alexander-Technik deshalb Pause?

In diesem Newsletter soll es darum gehen, wie uns die Alexander-Technik dabei helfen kann, diese herausfordende Zeit gut zu überstehen, welche Chancen sich aus Sicht der Alexander-Technik ergeben und wie wir den im Unterricht begonnenen Lernprozess fortsetzen können. 

Mit den besten Wünschen für die Gesundheit und ein erfülltes Leben gerade jetzt.

Helmut und Elisabeth Rennschuh

Eine herausfordernde Zeit

Jeder erlebt dies Zeit anders. Für manche ist es eine eher ruhige Zeit, eine Zeit des Rückzugs, für andere eine eher unruhige Zeit, eine Zeit, wo es viel zu organisieren gibt, weil nichts mehr so einfach weiterlaufen kann.

Alle zusammen erleben wir eine gewisse Bedrückung und Verunsicherung: Vieles, was für uns selbstverständlich gewesen ist, ist in Frage gestellt. Außerdem weiß niemand, was die Ausbreitung des Coronavirus für uns, unsere Familien und Freunde, aber auch für die Gesellschaft an einschneidenden Veränderungen und Bedrohungen mit sich bringen wird. Auch wenn die Nachrichten der letzten Tage wenigstens für Deutschland und Europa eine leichte Entspannung signalisieren, und auch wenn wir anfangen uns an den Ausnahmezustand zu gewöhnen, bleibt ein Unbehagen und wohl auch eine latente Angst.

Alexander-Technik in Krisenzeiten

Eine Übungspraxis, wie sie die Alexander-Technik anbietet, kann in Krisenzeiten leicht  in den Hintergrund gedrängt werden - etwa nach dem Motto: "Dafür habe ich im Moment keine Zeit" oder "Ich habe im Moment zu viel anderes im Kopf".

Es kann aber auch das Gegenteil geschehen: Aus dem Bedürfnis heraus, gerade jetzt auf sich acht zu geben und die psycho-physischen Begleiterscheinungen der Krise - Verspannungen, Stress und Ängste - abzumildern oder aufzulösen, kann die Alexander-Technik uns gegenwärtiger werden. 

Mit einer Reihe von Sonderausgaben des Newsletters möchte ich dazu ermuntern, Alexanders Methode nicht nur als angenehme "Schön-Wetter-Beschäftigung", sondern als eine verlässliches Werkzeug für alle Großwetterlagen zu verstehen.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

In der jetzigen Zeit, in der nichts mehr so ist, wie es vor kurzem noch war, merken wir besonders deutlich, was Vergangenheit ist: Etwas hinter uns Liegendes, das in unseren Gedanken weiterlebt. Und wir merken, was Zukunft ist: Etwas vor uns Liegendes, das wir uns zwar versuchen vorzustellen, von dem wir jedoch nicht wissen, wie es sich wirklich gestalten wird.

Aus der Vergangenheit sind wir durch die neuen Umstände gleichsam herauskatapultiert, die Zukunft ist offener und damit ungewisser, als sie uns noch vor einigen Wochen erschien. Was bleibt, ist die Gegenwart. Ist das nun schlimm?

Bei genauerem Hinsehen können wir antworten: nein, denn so ist immer schon gewesen. Nie waren Vergangenheit und Zukunft etwas anderes als Vorstellungen in unserem Kopf. Wirklich war immer nur die Gegenwart. So ist es auch jetzt.

Was hat das mit der Alexander-Technik zu tun?

Alexanders Methode kann ihre Wirkung in vielfacher Weise entfalten:

  • Bei Angst und Stress ziehen wir uns zusammen, der Atem stockt. Je mehr und je besser wir unseren Körper einladen, lang und weit zu sein, desto besser geht es uns. Gegen stockenden Atem helfen geflüsterte AHs.
  • Indem wir innehalten und uns die Anweisungen geben, verbinden wir uns mit dem gegenwärtigen Moment. Wir fliehen also durch die Arbeit mit den Anweisungen nicht vor einer bedrohlichen Welt. Vielmehr wenden wir uns von Gedanken ab, die um Vergangenheit und Zukunft kreisen, und damit wenden wir uns der Gegenwart und der Wahrnehmung unserer Umgebung zu. (Siehe Newsletter-Archiv: Frühjahr 2017)
  • Wir merken in dieser Zeit, dass wir vieles, was um uns herum geschieht, nicht beeinflussen können. Eins jedoch können wir sehr wohl beeinflussen: unsere Reaktion auf die Umstände. Dabei hilft die Alexander-Technik. 

Marjory Barlow, die Nichte von Alexander, sagte einmal, die Methode sei wie ein Heftpflaster, sie wirke überall dort, wo man sie anwendet.

Anleitung per Internet

Seit einigen Tagen experimentieren wir damit, per Skype zu unterrichten, mit überraschend guten Ergebnissen. Diese Möglichkeit möchten wir demnächst allen Interessierten anbieten.

Im Unterricht spielen die Hände des Lehrers eine wichtige Rolle. Sie weisen dem Schüler den Weg vom Gewohnten zum unvertrauten Neuen. Das ist gut, richtig und wichtig. Allerdings können die Hände  dazu verleiten, selbst etwas passiv zu sein. Kurz gesagt: Die Arbeit mit den Händen schützt den Schüler zwar vorm Tun, sie kann aber den Eindruck erwecken, Alexander-Technik sei vor allem eine Arbeit mit dem Körper. Das ist sie nicht, sie ist im Kern etwas Geistiges: nämlich Innehalten und Ausrichten. 

Das Unterrichten ohne Hände mag zwar weniger unmittelbare Veränderungen im Körper erzeugen, doch betont es die "mentale" Seite der Arbeit. Das ist sehr wichtig und entfaltet auf die Dauer natürlich auch eine entsprechende körperliche Wirkung.

Außerdem: Im Unterricht für eine gewisse Zeit ohne die Hände des Lehrers auszukommen, kann sich sogar als förderlich erweisen. Es wächst dadurch die Zuversicht, auch im Alltag allein mit den Anweisungen experimentieren zu können.

Wie geht es weiter?

In Kürze folgt ein weitere Sonderausgabe des Newsletters. Darin werden wir über die Erfahrungen mit dem Unterricht per Skype berichten und beschreiben, wie der Unterricht per Internet vor sich gehen kann.

Impressum: Helmut Rennschuh, Am Horn 25, 99425 Weimar
Tel.: (0 36 43) 77 72 82, E-Mail: hr@alexandertechnik-rennschuh.de,
Internet: www.alexandertechnik-rennschuh.de

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